Nachdem die Pferdewelt das Thema PSSM1 verdaut hat, ist in den letzten Jahren ein neues Schreckgespenst aufgetaucht: PSSM2. Auch bei Möhrchengeber sind wir mit diesen Gendefekten und ihren Auswirkungen konfrontiert und haben unter unseren Schützlingen Pferde, bei denen der Verdacht auf einen PSSM-Gendefekt als Ursache ihrer Beschwerden vorliegt.
Doch Vorsicht: nicht alle Steifigkeiten, Lahmheiten und Abwehrreaktionen können durch PSSM erklärt werden. Daher haben wir uns etwas genauer mit dem Thema beschäftigt.
Was ist denn eigentlich PSSM?
Zunächst muss man PSSM1 und PSSM2 unterscheiden, da zwar ähnliche Symptome auftreten können, diese jedoch eine ganz unterschiedliche Ursache haben. Bei PSSM1 sagt schon der Name um was es geht: Poly Sacharid Storage Mypoathie. Ein vererbter Gendefekt (es handelt sich um das GYS1 Gen), der dazu führt, dass der Zuckerstoffwechsel des Pferdes gestört ist. Kohlenhydrate und Zucker aus der Nahrung wird im Magen/Darm resorbiert und in die Blutbahn abgegeben als Energielieferant für die Muskeln. Wird diese Energie nicht direkt verbraucht, dann wird die Glucose in der Muskulatur eingelagert. Bei PSSM1-Pferden wird zu viel eingelagert und außerdem werden die Speicher abnormal verkettet, das heißt es wird auch schwerer die Glucose wieder abzubauen.
Das Pferd kann deshalb – trotz vorhandener Kohlenhydrate – in ein Energiedefizit geraten. Und wenn der Abbau der Glucose stattfindet, können Muskelfasern zerstört werden. In diesem Fall kommt es zu einem akuten myopathischen Schub mit Bewegungsunfähigkeit, starken Schmerzen, Muskelzittern, Schwitzen und Kreislaufproblemen. Ein absoluter Notfall, bei dem sofort ein Tierarzt helfen muss. Das Pferd darf auf keinen Fall weiter bewegt werden und muss warm gehalten werden. Der Schub ist nicht nur sehr schmerzhaft, sondern die Muskulatur wird dauerhaft geschädigt und die Niere durch die Abbauprodukte stark belastet. Daher sind Schübe unbedingt zu vermeiden.
Generell sollte ein PSSM1-Pferd kohlenhydrat- und zuckerarm ernährt werden und ständig die Möglichkeit haben, sich frei zu bewegen. Ideal ist ein Offenstall oderPaddocktrail. Moderates Training ohne Belastunsgsspitzen und die Vermeidung von Stehtagen sind sehr wichtig. Stress sollte vermieden werden, daher stellt sich die Frage, ob PSSM1-Pferde im Turniersport geritten werden sollten. Da alle Myopathie-Patienten von Wärme profitieren, sollten PSSM1-Pferde eingedeckt werden. Ein Test (z.B. bei Laborklin ca 60 Euro) schafft Klarheit und ist daher bei Verdacht zu empfehlen, um die Ernährung zu optimieren.
Zusammengefasst: beim PSSM1-Pferd können Kohlenhydrate und Zucker aus der Ernährung, die nicht sofort verbraucht werden, zu Kreuzverschlag-Symptomen führen wobei die Muskulatur dauerhaft geschädigt und die Niere stark belastet wird. Betroffene Pferde benötigen unbedingt ein angepasstes Futter- und Haltungsmanagement.
Mehr in Teil 2